Teil der Salzstraße vom Fernsteinsee bis zum FernpassHeute ist Salz für uns etwas Selbstverständliches. Bis noch vor wenigen Jahrzehnten galt es als Luxusgut. Früher wurden Fleisch und Fisch durch Einsalzen (Einpökeln) oder durch Trocknen haltbar gemacht. Beim Einpökeln wurde den Lebensmitteln das Wasser entzogen und so Bakterien abgetötet. Getrocknetes Fleisch konnte mit Salz und anderen Gewürzen genießbar gemacht werden. Auch heute noch ist Salz von großer Bedeutung für die Käseherstellung.

Tirol besaß bedeutende Salzlager in Hall. 

Ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung war mit dem Abbau, der Verarbeitung und vor allem dem Transport des „weißen Goldes“ beschäftigt. Ab dem 15. Jh. wurde das Haller Salz in großen Mengen nach Westen befördert. 

Eingepökelter Fisch

Die Salzstraße führte von Hall über Zirl, Telfs, das Mieminger Plateau, Nassereith, Schloss Fernstein, den Fernpass, Zwischentoren (Gebiet zwischen den Toren der Zollstelle Fernstein und den Toren der Zollstelle Klausen bei Reutte) bis nach Reutte, von dort entweder weiter über Musau, Vils, Kempten nach Lindau oder durch das Tannheimer Tal und Immenstadt ebenfalls nach Lindau und weiter bis in die Ostschweiz oder in die habsburgischen Gebiete in Baden-Württemberg.

Der Salztransport bedeutete für die Bauern entlang der Strecke einen Zuverdienst, wobei die Reihenfolge, in der die Bauern den Transport durchführen durften, genau festgelegt war. Man spricht von Rodfuhrwesen (Rod = Reihenfolge). 

Stadtwappen von Hall (zwei Löwen halten eine Salzkufe)

Eine Tagesetappe betrug zwischen 20-40 Kilometern, denn mehr war in einem Tag auf Grund der schlechten Straßen nicht zu bewältigen. Über Nacht wurde das Salz in Salzstädeln gelagert, die sich in Lermoos, Reutte (zwei Städel), Vils, Weißenbach und in Nesselwängle befanden. Vom Verkehr profitierten aber nicht nur die Bauern, sondern auch Wagner, Seiler, Hufschmiede, Gastwirte etc. Noch heute kann man den einstigen Wohlstand z. B. an den verschiedenen Fassadenmalereien an Reuttener Gebäuden sehen.

Wichtig war die Bereitstellung von Zugtieren. Um 1756 gab es im Lermooser Becken über 120 Rodfuhrleute und 304 Zugtiere. Ein Salzfuhrwerk hatte rund 800 kg (drei Fässer zu 266 kg) geladen. Ab der Mitte des 19. Jhdts. nahm der Salzverkehr aus Hall immer mehr ab. In der Schweiz waren selbst Salzlagerstätten entdeckt worden, zudem wurde auch in Süddeutschland billigeres Salz abgebaut. Viele Familien, die zuvor vom Salzhandel gelebt hatten, waren nun von Armut bedroht. In Folge mussten zahlreiche Kinder, die sogenannten „Schwabenkinder“, in Süddeutschland nach Arbeit suchen.