Außerfern - Armut - Auswanderer und Händler
Durch die kargen Böden, das raue Klima, die kleinen landwirtschaftlichen Flächen und die Realteilung waren die Lebensbedingungen für viele Menschen im Außerfern über Jhdte. äußerst schwierig. Viele Männer sahen ca. ab dem 17. Jh. die Arbeitssuche im benachbarten Deutschland als einzigen Ausweg aus der Armut. Um Haus und Hof mussten sich die Frauen und Kinder kümmern. Ein zweiter Erwerbszweig stellte der Hausierhandel dar. Der im Tal angebaute Flachs wurde zu Garn versponnen und von einzelnen Hausierern, die von Haus zu Haus gingen, verkauft. Dieser Handel dehnte sich bis nach Bayern, Schwaben, der Schweiz, ja sogar bis nach Holland aus. In der zweiten Hälfte des 18. Jhdts. konnten mehrere Lechtaler durch den Handel mit Seide und Barchent (Mischgewebe aus Baumwolle auf Leinen) zu großem Wohlstand gelangen. Anton Falger nennt in einer Liste aus dem Jahr 1837 über 300 Personen, die 156 Handelsgeschäfte führten. Häufigste Handelswaren waren Stoffe, Wollwaren, Messing, Eisenwaren, Weihrauch und die in Vils erzeugten Violinen. Lechtaler Handelsniederlassungen fanden sich in den großen holländischen und deutschen Städten, in der Schweiz, aber auch in Frankreich, England und sogar in Amerika. Einige der Lechtaler Handelsleute kehrten im Alter in ihre Heimat zurück, ließen sich große Häuser erbauen und mit Malerei üppig verzieren. Manche brachten auch niederländisch beeinflusste Wohnkultur mit. Beispiele finden sich etwa in Holzgau. Der Reichtum zeigte sich auch in der prächtigen Lechtaler Tracht. Die Heimkehrer gründeten einen Armenfond, mit dem sie einen Arzt ins Tal holten. Dieser musste die Armen des Dorfs kostenlos behandeln. Noch heute ist der Sitz des Sprengelarztes in Holzgau und nicht in Elbigenalp.