Als „Schwabenkinder“ bezeichnet man jene Kinder und Jugendliche im Alter von ca. 7-15 Jahren, die aufgrund der schlechten wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen ihre Heimat verlassen mussten, um in Süddeutschland Arbeit in landwirtschaftlichen Betrieben zu finden. Diese Kinder kamen aus dem Außerfern, aus den Tälern Vorarlbergs, aus Graubünden und weiten Teilen des westlichen Nord- und Südtirol. Erste Belege dieser Auswanderung sind schon 1625 zu finden. Alljährlich im März verließen mehrere hundert Kinder ihr Zuhause und machten sich zu Fuß auf den Weg. In Städten wie Kempten und Augsburg bestand eine Art Kindermarkt. Im November kamen sie wieder zurück, mit etwas Lohn, vielleicht auch mit neuen Kleidern und Schuhen. Sehr häufig ging es den Kindern eher schlecht, sie mussten hart arbeiten, bekamen wenig zu essen, hatten eine schlechte Unterkunft und kaum jemand kümmerte sich um sie. Oft sahen die Bauern in ihnen reine Arbeitskräfte und nutzten sie aus. Kaum jemand machte sich Gedanken um ihre Gefühle und Sorgen, meist waren sie alleine auf sich gestellt. Am häufigsten wurden sie zum Viehhüten und als Kindermädchen eingesetzt, konnten aber auch die Funktion eines Dienstboten, eines Kleinknechts oder einer Magd einnehmen. Der Arbeitstag dauerte grundsätzlich von 6.30 bis 19.00 Uhr. Freizeit gab es höchstens am Sonntag, an dem sich meist mehrere Kinder trafen. Ein tiefgreifendes Problem war das Heimweh.