Hl. Martin (Pfarrkirche Brixlegg)Hl. Leonhard (Pfarrkirche Jenbach)Der Mensch des Mittelalters war ständig mit Gefahren und Unsicherheit konfrontiert und lebte immer in Angst: Krieg, Hungersnot, Naturkatastrophen, Seuchen, Knechtschaft, Sklaverei, Tod. Deshalb suchte er den Weg zur Institution Kirche und ergriff die von ihr angebotenen Formen des religiösen Lebens und die Möglichkeiten der Frömmigkeitsübung:


  • Gebete und Andachten
  • Festtage
  • Suche um Schutz und Fürsprache möglichst vieler Heiliger
  • Stiftungen (Kerzen, Messgewänder, Altäre, Bilder, Statuen, Kapellen, Kirchen, Klöster, Messen etc.)

Früher konnte sich der Mensch vieles vernunftmäßig nicht erklären. Für den Menschen des Mittelalters war die Welt kein wissenschaftliches Phänomen, sondern eine Tatsache des Glaubens. In diesem Zusammenhang ist der Begriff des Wunders (Heilungen, Rettung aus Not etc.) zu sehen. In den Heiligen sah man die Hoffnung auf ein Linderung der Sorgen und Nöte des Lebens, aber auch idie Fürbitter für ein Leben im Himmel nach dem Tod. Die Heiligen galten als "Doktoren des Mittelalters". Dies ist der Grund, warum im Mittelalter, aber auch noch später, die Heiligen- bzw. Reliquienverehrung und die Pilgerreisen so bedeutend waren.

Ständig stellte sich die Frage: „Was sagt Gott dazu?“. Alle Stände unterwarfen sich dieser Frage. Die Kirche war die große Auffangstation, die allen Menschen entgegenkam. Andererseits war die Kirche jedoch auch die große Mahnerin, die den Menschen als sündiges Wesen immer in der Gefahr der Verdammnis sah. 

Hl. Notburga (Pfarrkirche Jenbach)Hl. Sebastian (Pfarrkirche Breitenwang)Für den gläubigen Menschen gibt es die sogenannten „vier letzten Dinge“: Tod, Gericht, Himmel, Hölle. Der Tod ist unausweichlich, das Leben war früher großteils ein qualvoller Weg von der Geburt bis zum Tod. Die Wissenschaften konnten wenig erklären, Aberglaube, Irrglaube und Unsicherheit marterten die Menschen. Oft blieb den Menschen nur der Glaube an Gott. Mit seinen Gebeten und Anliegen konnte er nicht direkt zu Gott gelangen, er benötigte als Vermittler Fürbitter - das waren die Heiligen. Die wichtigste Heilige war die Muttergottes. 

Die Menschen wollten in allen irdischen Nöten Hilfe erlangen und man griff hier auf Märtyrer zurück, die man in der Gruppe der „Vierzehn Nothelfer“ zusammenfasste. Das Volk sah in der mächtigen Hilfe dieser Heiligen Rettung aus unmittelbar drohender Gefahr. Die Nothelfer wurden in den alltäglichen Sorgen und Nöten angerufen, vor allem aber gegen Feuer, Blitz, Viehschaden, gegen verschiedene Krankheiten und Pestseuchen. Für verschiedenste Anliegen, Situationen und Dinge des Lebens sah man bestimmte Heilige zuständig. Es gab zahlreiche Schutzpatrone.

Hl. Georg (Pfarrkirche Brixlegg)Patronate: Für die Handwerker und Zünfte gibt es Spezialheilige, so der hl. Eligius für die Goldschmiede, die Heiligen Crispinus und Crispinianus für die Schuhmacher oder der hl. Daniel für die Bergknappen. Die Metzger und Gerber wählten den hl. Bartholomäus zum Patron, weil er seine Haut in Händen trägt, und die hl. Dorothea mit dem Blumenkörbchen genoss die Verehrung der Gärtner. Andere Berufe hatten ebenfalls ihre Heiligen: Der Adelige verehrte den kriegerischen Erzengel Michael, die Soldatenheiligen Georg und Martin.

In Tirol findet man häufig die hll. Florian (Schutz gegen Feuer und Wasser) und Johannes Nepomuk (Schutz gegen Wasser), die "drei heiligen Madl" (hll. Barbara, Katharina und Margarethe), die Pestpatrone Sebastian und Rochus, die Ritterheiligen Michael und Georg, die Viehpatrone Leonhard und Martin, weiters die hll. Josef, Notburga, Antonius von Padua und verschiedene andere.